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Erstmals drei FSJ-ler beim halleschen lebens(t)raum e.V.

Dörte Boßmann, Leiterin für den Bereich Familien unterstützender Dienst beim lebens(t)raum e.V. Halle (Mitte, stehend), begrüßt Mitte Dezember die drei erstmals beim Verein im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres eingesetzten Jugendlichen zu einem festlichen Auswertungstreffen des vergangenen Vierteljahres. (Rechts hinten: Antonio Manzano aus Spanien und Lisa Ryborsch aus Halle. Links hinten: Anne Teuscher aus Halle.) Antonio servierte Leckeres aus seiner Heimat. Dörte Boßmann, Leiterin für den Bereich Familien unterstützender Dienst beim lebens(t)raum e.V. Halle (Mitte, stehend), begrüßt Mitte Dezember die drei erstmals beim Verein im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres eingesetzten Jugendlichen zu einem festlichen Auswertungstreffen des vergangenen Vierteljahres. (Rechts hinten: Antonio Manzano aus Spanien und Lisa Ryborsch aus Halle. Links hinten: Anne Teuscher aus Halle.) Antonio servierte Leckeres aus seiner Heimat. Lebenstraum e.V.

Sinnsuche auf dem Weg ins Berufsleben

Erstmals drei FSJ-ler beim halleschen lebens(t)raum e.V.

 

Halle. Es war ein zaghaftes Herantasten an eine für beide Seiten unbekannte Situation: Drei junge Menschen begannen im September einen neuen Lebensabschnitt, indem sie ihr Freiwilliges Soziales Jahr beim halleschen Verein lebens(t)raum antraten. Und Geschäftsführer Horst Nenke bittet nun, im Dezember, die 17- bis 19-Jährigen wiederum um Verständnis dafür, dass für sie nach einem Vierteljahr noch nicht alles so perfekt läuft wie erwartet. So lange haben sich MitarbeiterInnen und Neulinge nun „beschnuppert“, das bisherige Miteinander kürzlich in lockerer Runde ausgewertet sowie Pläne für die kommenden neun Monate geschmiedet.

Der lebens(t)raum e.V., der Familien aus Halle und dem Saalkreis mit ihren geistig, körperlich oder mehrfach beeinträchtigten Kindern im oft schwierigen Alltag berät und unterstützt, hatte sich in diesem Jahr erstmals entschieden, Jugendlichen die Möglichkeit zu bieten, vor der endgültigen Entscheidung für eine spätere Berufsausbildung erst einmal Erfahrungen im sozialen Bereich zu sammeln. Zudem, so Horst Nenke, sei die Arbeit von Anne, Lisa und Antonio für den Verein sehr wichtig - zumal Personal und finanzielle Mittel im sozialen Dienst immer knapper würden. „Was nicht heißen soll, dass junge Leute in ihrem freiwilligen Engagement ausgenutzt werden dürfen“, so der 42- Jährige. „Im Gegenteil“, ergänzt der Geschäftsführer des seit beinahe sieben Jahren in der Saalestadt etablierten Vereins, „von den Kritiken und Anregungen der FSJ-ler kann auch der Verein noch lernen.“

Die neue Wohngruppe im Schlesischen Konvikt, zwei integrative Horte in Halle-Neustadt plus in der Südstadt, Freizeittreff, Kidsclub, das Vereinsbüro in der Hackebornstraße 2 - zu Beginn des Freiwilligen Sozialen Jahres konnte jede/r einen Tag lang in jeden Bereich hinein schauen; dann galt es, Nägel mit Köpfen zu machen. Es war – für alle Partner – ein Sprung ins kalte Wasser, wie man so schön sagt. Die 17-jährige Lisa Ryborsch aus Halle versucht zwar im Moment noch mit der gewissenhaften Büromitarbeiterin etwas warm zu werden; die kreative Beschäftigung mit den Mädchen und Jungen des Hortes in der Südstadt bereitet ihr jedoch viel Freude. Jetzt, in der Weihnachtszeit, bastelt sie mit den Kindern Tisch-Dekorationen. Für die Februar-Ferien sowie für Mai 2014 plant Lisa zwei weitere selbst entwickelte Projekte: eine spannende Schatzsuche und eine Gesundheitswoche mit viel leckerem, frischem Essen und Bewegung.

Anne Teuscher, 19 Jahre alt, aus Merseburg und jetzt in Halle wohnend, hätte sich eine intensivere Einführung in die Tätigkeitsbereiche von lebens(t)raum gewünscht. Nachdem Bereichsleiter Maik Sturde Anne jedoch engagiert unter seine Fittiche genommen und ihr umfangreiches Material zu Profil sowie Arbeitsaufgaben in der Wohngruppe zur Verfügung gestellt hat, macht sie sich momentan intensiv darüber Gedanken, wodurch man das Wohlgefühl der zum Teil stark gehandicapten jungen Menschen hier noch mehr verbessern kann.

Und Antonio Manzano, aus dem spanischen Katalanien und zum Europäischen Freiwilligendienst in der Saalestadt, ist inzwischen der beste Freund von Matti, einem der sieben BewohnerInnen der WG im Konvikt. Antonio hat in rasantem Tempo deutsch zu sprechen gelernt und freut sich bereits auf die Umsetzung seines Video-Projekts sowie eines Piratenabenteuers für die jugendlichen Gäste des Freizeittreffs.

Wieso haben sich die Drei gerade für die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf entschieden? Für Antonio, der über den Friedenskreis Halle hierher kam und ab kommendem Jahr in seiner Heimat Psychologie und Logopädie oder Jura studieren möchte, ist es sehr wichtig, zwischen Abitur und Studium praktische Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen zu sammeln. Anne, deren Trägerverein das Deutsche Rote Kreuz ist, hat bereits eine Ausbildung an der Fachoberschule für Gesundheit und Soziales absolviert. Ein Praktikum unter anderem in einem Krankenhaus war ihr zu sehr auf Pflege ausgerichtet. Zudem störte sie dort der ständige Wechsel der zu betreuenden Personen. An einer integrativen Kindereinrichtung später abwechslungsreich tätig zu sein, ist nun Annes Traum. Sie ist sich bereits ziemlich sicher, demnächst Heilpädagogik zu studieren.

Lisa, gleichfalls über das DRK zum Verein gekommen, wollte ursprünglich Bürokauffrau werden. Nach einem Schul-Praktikum entschied sie: Das ist nichts für mich! Während ihres Freiwilligen Sozialen Jahres beschäftigt sie sich nun fasziniert mit Kindern. Auch ihr fehlte, wie den anderen beiden Teilnehmenden, bisher zwar die praktische Erfahrung im Alltag mit behinderten Menschen. Schnell hat sie sich jedoch an den Umgang mit den Mädchen und Jungen mit und ohne Handicap im lebens(t)raum-Hort gewöhnt. Vielleicht liegt hier einmal ihre berufliche Zukunft. Der Verein würde sie jedenfalls dabei unterstützen.

Zum Thema Inklusion positioniert sich Geschäftsführer Horst Nenke folgendermaßen: „Inklusion heißt nicht, Menschen mit Behinderung lediglich am gesellschaftlichen Leben zu beteiligen. Es bedeutet, dass sie gemeinsam mit Menschen ohne Handicap im Alltag lernen, arbeiten und ihre Freizeit aktiv gestalten. Das ist eine große Herausforderung! Deshalb müssen schon heute MitarbeiterInnen aller pädagogischer Richtungen – vom Grundschul- über den Berufsschullehrer bis zum Heilpädagogen – inklusiv ausgebildet beziehungsweise ständig weiter qualifiziert werden.“

Die drei wissbegierigen Freiwilligen erhielten die Möglichkeit, an den kostenlosen Weiterbildungsangeboten des Vereins teilnehmen, um erste nötige fachliche sowie soziale Kompetenzen für eine spätere Tätigkeit im sozial-pädagogischen Bereich zu erwerben, berichtet Dörte Boßmann, die Betreuerin der FSJ-ler. Darüber hinaus bilden gewiss die selbst erarbeiteten Projekte eine gute praktische Grundlage für den Start in den künftigen verantwortungsvollen Beruf.

Das nächste Mal sitzt die lebens(t)raum-Leitung mit den drei jungen Leuten im März 2014 wieder in großer, gemütlicher Runde beisammen, um das dann vergangene zweite Vierteljahr ihres FSJ-Einsatzes auszuwerten. Geschäftsführer Horst Nenke verbindet damit die Hoffnung, dass bis dahin beide Seiten noch stärker von der Zusammenarbeit profitiert und sich die Berufsabsichten der jungen Leute etwas mehr konkretisiert haben. Das Lebens(t)raum-Camp im Sommer 2014 im KiEZ Bollmannsruh soll nach seinen Vorstellungen der Höhepunkt des Freiwilligen Sozialen Jahres der Drei werden - zu dem Lisa, Anne und Antonio ihre jeweiligen Tätigkeiten noch einmal Revue passieren lassen sowie Gelerntes zunehmend anwenden können. Überdies wird das Camp natürlich ein Anlass sein, gemeinsam mit den Kindern, Jugendlichen sowie Betreuern etwas zu erleben und zu feiern.  

Quelle: Lebenstraum e.V. 

 

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