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Unsagbare Trauer im Bergzoo Halle

Bibi gestern Nachmittag im Bergzoo Halle Bibi gestern Nachmittag im Bergzoo Halle (c) HP KB

Ein schwarzer Tag für den Bergzoo Halle

Unsagbar ist der Schmerz und die Trauer eine solche Nachricht verkünden zu müssen, für alle Beteiligten.

Am schlimmsten für die Elefantenpfleger, das Zooteam allgemein und natürlich auch für die vielen Fans des Elefantenhaus Halle aus Nah und Fern. Man sah sie dem Zoodirektor Dr. Dennis Müller und dem Chef der Elefantenpfleger Axel Boas gestern Nachmittag auf der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz deutlich an. Wir werden weiter berichten, wenn neue Informationen vorhanden sind !!

Unser Beileid und unser Dank geht an das Team des Elefantenhauses Halle und des Bergzoos Halle und natürlich auch an die Nasen !!

 

Hier die offizielle Meldung vom Bergzoo Halle :

 

Elefantenkuh Bibi tötet Kalb im Affekt

In der Nacht von Montag auf Dienstag brachte Elefantenkuh Bibi ihr langersehntes Kalb auf der Außenanlage inmitten ihrer Herde zur Welt. Trotz der Versuche von Elefantenleitkuh Mafuta, Bibi unmittelbar nach der Geburt von Ihrem Kalb abzudrängen, hat diese unter dem Eindruck des Geburtsschmerzes das Neugeborene sofort attackiert und dem Kalb wahrscheinlich dabei die tödlichen Verletzungen zugefügt. Ein Einschreiten der Tierpfleger war unter den gegebenen Umständen nicht möglich.

 

Bereits seit Wochen hat das Team um Zoodirektor Dr. Dennis Müller unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit die Geburt des Nachwuchses von Elefantenkuh Bibi erwartet. Am frühen Abend des gestrigen Tages (Montag der 21.09.2015) traten dann bei Bibi die ersten Stellwehen auf, die die nahende Geburt ankündigten. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die Herde einschließlich Bibi auf der Außenanlage. Gegen 23:30 Uhr platzte dann die Fruchtblase und kurz nach Mitternacht wurde ein lebendiges Kalb geboren. Wiedererwarten zeigte die Herde dabei ein sehr natürliches Verhalten und Leitkuh Mafuta versuchte unmittelbar nach der Geburt, die sichtlich vom Geburtsschmerz beeinflusste Mutterkuh Bibi von Ihrem Neugeborenen abzudrängen. Trotzdem erfolgte die erste Reaktion von Bibi derart schnell, dass auch Mafuta nicht in der Lage war, Bibi von massiven Kopfstößen gegen das Jungtier abzuhalten. Aufgrund des gewählten Szenarios einer Gruppengeburt war es dem anwesenden Geburtsteam leider nicht möglich, unmittelbar in den Geburtsablauf einzugreifen. Selbst die größere und stärkere Leitkuh Mafuta vermochte anfangs nicht, Bibi von der ersten Attacke auf ihr Jungtier abzuhalten. Diese Angriffe haben vermutlich die tödlichen Verletzungen herbeigeführt. Die Herde stand dabei schützend um Bibi herum und Kurz nach dem Angriff beruhigte sich Bibi auch zunehmend, ließ sich sogar von Mafuta von ihrem Kalb abdrängen. Nach Abklingen des Geburtsschmerzes kamen dann eindeutig ihre Mutterinstinkte zum Tragen und sie versuchte, das reglose Jungtier wieder aufzurichten. Auch die Herde nahm nach einem ersten Erschrecken rege Anteilnahme und beschnüffelte unter Obacht der Leitkuh vorsichtig das am Boden liegende Jungtier. Erst nach mehreren Stunden ließ sich Bibi dann von den Tierpflegern dazu bewegen, von der Seite Ihres verstorbenen Jungtiers zu weichen und in die Stallung zurückzukehren. Daraufhin wurde der Körper des Kalbes geborgen und umgehend in die tiermedizinische Pathologie nach Leipzig gebracht.

 

Bereits in den letzten 2 Tagen war bei Bibi eine zunehmende Nervosität und die Vorbereitung auf die nahende Geburt beobachtet worden. Aus der Wildtierforschung weiß man, dass Elefanten in der Lage sind, eine Geburt gezielt hinauszuzögern, wenn die äußeren Umstände nicht als optimal empfunden werden. Um die befürchtete Störung des Geburtsablaufes mit der Gefahr nicht vorhersehbarer Komplikationen insbesondere auch für die werdende Mutter zu entgegnen, entschied sich das Geburtsteam am Montagfrüh, Bibi und die Herde auf die Außenanlage zu lassen, um Bewegung und Stressabbau zu ermöglichen. Dabei wurde beobachtet, dass sich die Herde und insbesondere Leitkuh Mafuta entgegen der ursprünglichen Einschätzungen wie in der freien Wildbahn üblich verhielt. Während sich die anderen Kühe schützend um Bibi gruppierten, zeigte Mafuta eine starke Anteilnahme für Bibi und demonstrierte ihre Beschützerinstinkte, sobald sich Zoobesucher der Anlage nährten. Auf Grund dessen wurde kurz nach Öffnung des Zoos entschieden, die Herde von den Besuchern abzuschotten und die gesamte Elefantenanlage weiträumig abzusperren. Auch die Tierpfleger und Tierärztinnen hielten sich weitestgehend zurück, da alles daraufhin deutetet, dass dies der Mutterkuh sowie der gesamten Herde die notwendige Ruhe und Sicherheit für die finale Geburtsvorbereitung verschaffte. In mehreren Abstimmungsgesprächen im Geburtsteam wurde dann auf Grund der neuen Erkenntnisse im Verlaufe des Tages entschieden, das ursprünglich geplante Geburtsszenario zu verwerfen und Bibi eine natürliche Geburt inmitten der Herde zu ermöglichen.

 

In einer ersten Auswertung der Geschehnisse wurde jetzt klar, dass der traurige Ausgang der Geburt in keinem Szenario hätte verhindert werden können und die relativ kurzfristige Entscheidung für eine natürlichen Geburt im Herdenverband trotz des unglücklichen Ausgangs die Richtige war. Die letzte Variante, eine Geburt bei einer angekettet Elefantenkuh, kommt für den Zoo Halle insbesondere aufgrund ethischer und tierschutzrechtlicher Überlegungen nicht in Frage. Im Hinblick auf die noch bevorstehenden zwei Geburten durch andere Kühe der halleschen Elefantenherde hat sich jedoch gezeigt, dass die Herde sehr wohl in der Lage ist, mit einer Geburt in ihrer Mitte der Herde und somit auf natürliche Weise umzugehen – insbesondere, da mit Bibi und Mafuta bei der nächsten Geburt nun zwei erfahrene Kühe der werdenden Mutter bei Seite stehen. Dies ist trotz aller Tragik des Geschehenen eine wertvolle Erkenntnis, wenn auch nur ein schwacher Trost. Nun herrscht natürlich erst einmal tiefe Trauer im gesamten Zooteam und insbesondere bei den Elefantenpflegern, die den Hergang miterleben mussten.   

 

Stellungsnahme zur Pressemitteilung von EndZoo vom 23.09.2015

 

Heute wurde von der Tierrechtsorganisation EndZoo eine Pressemitteilung im Zusammenhang mit den tragischen Ereignissen um die gestrige Geburt unserer Elefantenkuh Bibi verbreitet. Die darin aufgestellten Behauptungen bzw. angeblichen Fakten sind größtenteils verzerrt wiedergegeben und teilweise frei erfunden. Viele Sachverhalte wurden schlichtweg aus dem Kontext gerissen und mit unsäglicher Polemik garniert. Der Zoo Halle möchte daher zu einigen, vor allem ihn selbst betreffenden Unterstellungen in der EndZoo Pressemitteilung Stellung nehmen. Wir möchten in diesem Zusammenhang alle Journalisten und Redakteure bitten, diese Stellungnahme mit der EndZoo-Pressemitteilung abzugleichen, und hoffen auf eine sachlich orientierte Gegenüberstellung unsere Argumente und Fakten zu den Behauptungen von EndZoo.

 

  1. Panya ist als einjähriges, verspieltes Jungtier in Halle angekommen und es kann als sicher gelten, dass sie niemals einen Pfleger in Berlin angegriffen hat. Uns ist bekannt, dass es mit Bibi in Berlin unter den Bedingungen des direkten Kontaktes Vorfälle mit Pflegern gegeben hat. Diese angeblichen Attacken sind aber vielmehr als ein spielerisches Kräftemessen zu verstehen, welches mit offenen Aggressionen nichts zu tun hat. Derartiges Verhalten ist auch von Haustieren bekannt, insbesondere bei größeren Hunderassen. Von ernsteren Verletzungen bei Tierpflegern in Berlin auf Grund solcher „Reiberein“ ist uns nichts bekannt. Die damalige Haltungsmethode beruht zudem auf dem Prinzip, dass der Pfleger innerhalb der Herde eine höhere Rangordnung als alle Elefanten hat. Dies ist z.B.  bei der Haltung von Nutzelefanten in Asien noch heute üblich.

 

  1. Es ist richtig, dass Bibi zur Elefantin Dashi einen engen Kontakt hatte, und die Entscheidung, beide zu trennen, ist nach heutiger Kenntnislage nicht optimal gewesen. Bibi hat sich aber trotzdem gut in die hallesche Herde eingelebt. Mit Panya als ihre eigenen Tochter hat sie nun ihren engsten Sozialpartner seit nunmehr 8 Jahren ununterbrochen bei sich.

 

  1.   Dass die hallesche Elefantenherde in bemerkenswerter Weise zusammengewachsen ist und beispielsweise auch Bibis Zwangshandlungen im Sozialverband der Herde signifikant weniger geworden sind, wurde uns erst kürzlich durch einen unabhängigen Sachverständigen in einer Kurzstudie bestätigt. Bibi konnte gerade während der Trächtigkeit auch enge Kontakte zu Mafuta aufbauen, die zwar einen höheren Rang in der Herde inne hat, sich jedoch rührend während der Trächtigkeit und insbesondere in den letzten Tagen vor und während der Geburt um sie gekümmert hat.

 

  1. 4.    Richtig ist auch, dass  Bibi vor ca. 12 Jahren in Berlin ihr erstes Kalb an der Kette zur Welt gebracht hatte, was zur damaligen Zeit noch eine übliche Vorgehensweise in Zoos war. Allerdings war dies keine gezielte Kettengeburt, sondern hing in diesem Fall damit zusammen, dass die Elefanten auf Grund der damaligen räumlichen Bedingungen in Berlin, Nachts einzeln an Ketten aufgestallt werden mussten. Die Geburt fand dann Nachts und ohne das Beisein oder die Assistenz der Tierpfleger statt, welche von Bibi und ihrem neugeborenen Kalb am nächsten Morgen regelrecht überrascht wurden.

 

  1. 5.   Die zweite Geburt ihrer Tochter Panya, welche mit Ihr im Zoo Halle lebt, fand aber auf der Außenanlage des Berliner Tierparks und erfolgreich inmitten der Herde statt und nicht wie behauptet im angeketteten Zustand. Daher hat Bibi durchaus die Erfahrung einer natürlichen Geburt im Herdenverband und ist keine „tickende Zeitbombe“..

 

  1. 6.    Bei dem tragischen gestrigen Vorfall von „absoluter Vorhersehbarkeit“ zu sprechen, ist schlichtweg anmaßend und überheblich. Es gibt tierpsychologisch bis heute keine gesicherten Erkenntnisse, warum es bei den Elefanten unmittelbar nach der Geburt mitunter zur Tötung des Kalbs kommt. Aggressives Verhalten unmittelbar nach der Geburt wird auch in der freien Wildbahn beobachtet. Andere, erfahrene Kühe schützen das Kalb in dieser Phase vor eventuellen Angriffen durch die Mutter. Gerade dieses Schutzverhalten konnten wir auch bei unserer Leitkuh Mafuta eindrucksvoll feststellen. Leider schien die erste Attacke Bibis bereits schwere Verletzungen verursacht zu haben. Fakt ist, eine Geburt stellt für ein Tier erheblichen Stress dar, unabhängig ob in der freien Natur oder in der geschützten Umgebung eines Zoos.

 

Final:

Im  Zoo Halle wird mit der sogenannten „Protected Contact“ Methode eine geschützte und freundschaftliche Umgangsform zwischen Pfleger und Tier angewendet. Diese Haltungsform beruht auf gegenseitiges Vertrauen und der positiven Verstärkung durch das Belohnungssystem und basiert letztendlich auf Freiwilligkeit bei den Elefanten. Zwangsmaßnahmen wie Schläge, der Einsatz des Elefantenstabs oder das Anketten kommen in Halle nicht zum Einsatz und werden von uns strikt abgelehnt.

 

 

Quelle: Bergzoo Halle

Letzte Änderung am Donnerstag, 24 September 2015 07:08

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