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Stellungnahme der Universitätsmedizin Halle (Saale) zur Pressemitteilung des Wissenschaftsrates über das Universitätsmedizingutachten

Stellungnahme der Universitätsmedizin Halle (Saale) zur Pressemitteilung des Wissenschaftsrates über das Universitätsmedizingutachten Uni-Klinik Halle

Der Wissenschaftsrat hat im Auftrag des Landes Sachsen-Anhalt die Universitätsmedizin Halle begutachtet

(Datenperiode 2009-2011, Selbstbericht 2012). In der heute, 12. Juli 2013, vorgelegten Pressemitteilung über das Universitätsmedizingutachten, anerkennt der Wissenschaftsrat zwar die geleisteten Veränderungen in den vergangenen Jahren, schließt aber dennoch daraus Empfehlungen an das Land Sachsen-Anhalt, die für die Universitätsmedizin Halle (Saale), das Kuratorium der Universität, die Leopoldina und den Medizinischen Fakultätentag nicht nachvollziehbar sind und die Überlebensfähigkeit des Standortes gefährden.

Die Bewertungen bestätigt grundsätzlich die Stärken/Schwächen-Analyse der Universitätsmedizin Halle. Das Votum ist nach unserer Auffassung allerdings von Einflüssen geprägt, die nicht Standort-bedingt sind. Das Votum leitet sich aus unserer Sicht nicht logisch aus der Stärken/Schwächen-Analyse ab. Die vorgeschlagenen Strukturmaßnahmen sind völlig ungeeignet zur Entwicklung der, selbst vom WR bestätigten, zukunftsfähigen Bereiche. Die vorgeschlagenen Strukturmaßnahmen würden das AUS der Universitätsmedizin Halle bedeuten und damit die positiv bewerteten Bereiche zerstören (u. a. Lehre, Epidemiologie, Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Nationale Kohorte, Regionales Herzinfarktregister, Graduiertenkolleg). Studienplätze in Medizin, Zahnmedizin und GPW würden vernichtet und letztlich die künftige medizinische Versorgung im Land massiv gefährdet.

 

Die Universitätsmedizin Halle fordert den Erhalt einer Vollfakultät (und wird hierbei von vielen Seiten unterstützt) zur erfolgreichen Zukunftsentwicklung. Die Universitätsmedizin Halle hat Entwicklungspotenzial und fordert dafür die notwendige Entwicklungszeit sowie eine faire Chance.

 

Bewertung durch den WR:

Der WR bewertet die Maßnahmen im Bereich der Lehre in den vergangenen Jahren positiv. Die Verbesserungen werden als signifikant bezeichnet. Die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe befürwortet der Wissenschaftsrat. Die integrierte, interprofessionelle Lehre seien ein Alleinstellungsmerkmal der Universitätsmedizin Halle. In der Zahnmedizin werden Lehre und Publikationsleistungen eine gute Entwicklung bescheinigt. Ingesamt sieht der Wissenschaftsrat, dass die Studentenzahl im Bereich Medizin/Zahnmedizin nicht gesenkt werden sollte, um die Krankenversorgung im Land zu sichern.

 

Der Krankenversorgung am Universitätsklinikum wird uneingeschränkt universitäres Niveau attestiert. Die Krankenhausplanung des Landes Sachsen-Anhalt kritisieren die Experten des Wissenschaftsrates.


Deutliche Kritik übt der Wissenschaftsrat an der Entwicklung der Forschungsleistungen an der Medizinischen Fakultät. Wobei dem Bereich „Epidemiologie & Pflegeforschung“ ein zukunftsfähiges Alleinstellungsmerkmal attestiert wird. Der WR begrüßt die Entwicklung der vergangenen Jahre. Als nicht konkurrenzfähig wird der Forschungsbereich „Krebsmedizin“ bezeichnet und sei auf Grund eingeschränkter Ressourcen nicht entwicklungsfähig.

 

WR-Schlussfolgerungen:
Der Wissenschaftsrat kommt für die Universitätsmedizin zu einer nicht nachvollziehbaren Empfehlung, harte Strukturmaßnahmen und Ressourcenkürzungen durchzuführen, auch, um die Universitätsmedizin Magdeburg nicht zu gefährden. Für die Universitätsmedizin Halle ist das Gesamturteil auf Grund der „Einzelnoten“ nicht verständlich. Die Universitätsmedizin Halle soll unter anderem die Vorklinik sowie die klinisch-theoretischen Institute verlieren und sich nur noch auf die rein klinischen Semester nach dem Physikum konzentrieren.

 

Fazit der Universitätsmedizin Halle:

Sollte diese Empfehlung umgesetzt werden, entstünde eine Rumpffakultät, die kaum Entwicklungs- bzw. Zukunftschancen hat. Bereits durch die Veröffentlichung der Empfehlung würde die Rekrutierung von akademischem Führungspersonal extrem erschwert bis nahezu unmöglich gemacht. Eine Verbesserung angesichts der dann nicht mehr vorhandenen Attraktivität des Standortes ist nicht zu erwarten. Zusätzlich muss mit zunehmender Abwanderung von Leistungsträgern gerechnet werden. Diese Entwicklungen schlagen auch auf den Nachwuchsbereich durch.

 

Eine solche Entwicklung schlägt sich auch in den Bereichen Epidemiologie (u. a. Beiträge zur Nationalen Kohortenstudie sowie den Betrieb des gerade durch den Ministerpräsidenten eröffneten Herzinfarktregisters Sachsen-Anhalt) sowie Gesundheits- und Pflegewissenschaften (u. a. Etablierung des primär qualifizierenden Studiengangs, Weiterentwicklung der onkologischen Supportivtherapie, Ausbau der Allgemeinmedizin, quantitative und Evidenz-basierte Versorgungsforschung in den Bereichen Demenz, Onkologie und Herz-Kreislauferkrankungen) negativ nieder, so dass letztendlich auch diese zukunftsfähigen Bereiche nicht entwickelt werden können und als Alleinstellungsmerkmale des Standortes und des Landes verloren gehen.

 

Die Zahnmedizin verliert ebenfalls an Attraktivität und Leistungsfähigkeit, so dass auch dieser positiv bewertete Bereich beschädigt wäre und seine Zukunftsfähigkeit verliert. In der Folge wäre der einmalige Ansatz der interprofessionellen Lehre von Medizin, Zahnmedizin und Gesundheitswissenschaften auf universitärem Niveau nicht mehr möglich. Darüber hinaus ist eine angemessene klinische Lehre ohne klinisch-theoretischen und ohne vorklinischen Bereich nicht möglich. Außerdem ist nach der in Bearbeitung befindlichen Novellierung der Zahnärztlichen Approbationsordnung eine Ausbildung in Halle kaum mehr möglich, da der gesamte Bereich der theoretischen Medizin gemeinsam und deckungsgleich mit dem Studium der Medizin verlaufen wird.

 

Schließlich bedeutet die Empfehlung des Wissenschaftsrates auch die de facto Reduktion von Medizinstudienplätzen in Sachsen-Anhalt, da eine Erhöhung der vorklinischen und klinisch-theoretischen Kapazität von derzeit tatsächlich 195 auf tatsächlich 425 in Magdeburg nicht realisierbar ist. Vor dem Hintergrund der festgestellten Notwendigkeit der aktuellen Studienplatzzahl wird somit eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung im Land in Kauf genommen.

 

Quelle: Universitätsklinikum Halle (Saale) -Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Letzte Änderung am Samstag, 13 Juli 2013 14:13

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