Bereits im Jahr 1891 war die Zahl der Diakonissen auf 117 angestiegen und weitere Einsegnungen standen bevor. Die damals existierende Kapelle innerhalb des Krankenhauses war den Anforderungen längst nicht mehr gewachsen. Festgottesdienste mussten in der Laurentiuskirche gehalten werden. So entstand der Plan, eine eigene Anstaltskirche zu bauen. Unter Leitung des Architekten Friedrich Fahro wurde dann nach einer Hauskollekte im Mai 1892 der Grundstein gelegt.
Der Tag der Einweihung wurde wohl mit Bedacht gewählt. Denn die architektonischen Pläne der Kirche verbanden auf geschickte Weise Tradition mit Neuerung. Friedrich Fahro richtete sich nach dem damals neuen „Wiesbadener Programm“ für evangelische Predigtkirchen, welches sich für mehr Funktionalität bei Kirchenbauten einsetzte. Beispielsweise ist der Altar, als Zentrum des liturgischen Geschehens, auf drei Seiten vom Gestühl der Kirche umgeben und
rückt auch räumlich in die Mitte der Kirche. Auch die direkte Verbindung zwischen Krankenhausgebäude und Kirche ist in Umsetzung des Programms entstanden. Die Kirche im Diakoniewerk ist eines der frühesten Bauwerke des neuen Typus.
Auch heute noch wird die Kirche aktiv genutzt. Neben allsonntäglichen Gottesdiensten und monatlichen Orgelkonzerten ist sie täglich zwischen 8 und 18 Uhr für Andachten und Besinnung geöffnet.
Zum Jubiläum lädt das Diakoniewerk Halle zu einem Festwochenende vom 19. bis 21. April ein. Wieder ist es der Sonntag Jubilate, der für die Feierlichkeiten gewählt wurde. Zum Festgottesdienst wird Regionalbischof Dr. Johann Schneider die Predigt halten. Als Kuratoriumsmitglied des Diakoniewerkes war es ihm eine Ehre und Freude, diese Aufgabe zu übernehmen.
Mit den Hallenser Madrigalisten werden am Sonntagnachmittag weitere Gäste zum Jubiläum in der Kirche sein. Das Ensemble, welches vor 50 Jahren gegründet wurde, wird ein Konzertprogramm aus Madrigalen und geistlicher Chormusik aufführen.
Bereits am Freitagabend besteht die Möglichkeit, innerhalb einer Führung die Geschichte der Kirche kennenzulernen. Neben der nahezu vollständig im Original-zustand erhaltenen neogotischen Inneneinrichtung und den Bleiglasfenstern der Nordempore werden hier auch einige Schätze präsentiert, die ansonsten im Verborgenen schlummern. So werden der Originalschlüssel der Kirche, die Amtskette der Vorsteher und eine von Kaiserin Auguste Victoria signierte Bibel zu bewundern sein.
Zu den Schätzen der Kirche gehört auch die Orgel, welche 1908 vom Orgelbaumeister Rühlmann Senior aus Zörbig eingebaut wurde. Sie ist das einzig erhaltene Original der Orgelbauanstalt, das noch seine ursprüngliche romantische Disposition und damit seinen authentischen Klang besitzt. Zu erleben ist dieser Klang während zweier Führungen am Sonnabendvormittag und eines Konzertes am Abend des gleichen Tages. Der Kantor des Diakoniewerkes, Tim-Dietrich Meyer, wird diese beiden Termine gestalten.
Jubiläumswochenende 120 Jahre Kirche im Diakoniewerk
19. – 21. April 2013
Freitag, 18 Uhr: Führung „Die Geschichte der Kirche und ihre Schätze“
Samstag, 10:30 Uhr und 12 Uhr: Führung „Die Rühlmann-Orgel“
Samstag, 18:30 Uhr: Konzert Orgelmusik an der Rühlmann-Orgel
Sonntag, 10 Uhr: Festgottesdienst mit Regionalbischof Dr. J. Schneider
Sonntag, 16 Uhr Festkonzert mit den Hallenser Madrigalisten (Eintritt 8 EUR)
Advokatenweg 1
Das Diakoniewerk Halle ist zu erreichen per Straßenbahn Nr. 8, Haltestelle Diakoniewerk
Für PKWs steht ein Parkhaus auf dem Gelände des Diakoniewerks zur Verfügung. Zufahrt erfolgt über Burgstraße, Lafontainestraße.
Fotograf: Markus Scholz
Quelle: Diakoniewerk