1280: Die Tempelritter versammeln sich in der Apsis der Kapelle: vorn an der Empore die Jungfrau Maria in herrlichem Blau, rechts im Chorraum Paulus mit dem Buch, kirchlicher Patron ihres Ordens, und ihm gegenüber Stammvater Konrad von Wettin, weltlicher Patron, geharnischt mit Palmzweig am Helm, Zeichen seiner Pilgerreise nach Jerusalem 1145.

Über ihnen strahlt steinern die Platane des Hippokrates von Kos. Unter ihr hat Paulus 500 Jahre später das Evangelium gepredigt, als er, unterwegs nach Jerusalem, auf der Insel Kos Station machte.

Sie haben viele Jahre gebraucht, um aus Wissen, Erfahrung, Hoffnung und Glauben mit der Kapelle ein ewiges Zeichen zu setzen: das Bild des himmlischen Paradieses, ein Garten aus Stein mit Pflanzen, die ihnen alles bedeuten, ihnen vertraut und im Heiligen Land zu Hause sind, doch es ist aus: Jerusalem ade!

Bald wird der Prozess gegen den Templerorden ihren Komtur nach Paris aufbrechen lassen. Seine Spur verweht.

Der Orden wird ausgelöscht.

Konnten sie wissen, dass sich nach über 720 Jahren jährlich gelehrte Männer und Frauen zusammenfinden, um der längst vergangenen Ordensgemeinschaft und ihrer Zeit auf die Spur zu kommen, dabei aus allen denkbaren Blickwinkeln ins Abend- wie ins Morgenland schauen, viele Jahrhunderte, Wissenschaften, Künste und das Alltägliche durchstreifen?

Mehr als 80 Redner haben seit 2005 das Wort ergriffen, davon über die Hälfte aus dem Lehrkörper der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg  - und über 1000 Besucher haben ihnen zugehört.

Im Garten der Kapelle wächst mittlerweile eine veritable Platane: Zeichen für Hippokrates, Paulus und den Willen, die Gegenwart aus der Vergangenheit zu verstehen, um die Zukunft erfinderisch und verantwortungsvoll zu gestalten.

Quelle: Freunde Templerhof Gut Mücheln e.V.