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Neue Studie zur Akzeptanz von Windparks vor den Ost- und Nordseeküsten

Nummer 102/2014 vom 05. August 2014

Offshore-Windenergie trifft auf Akzeptanz: Die Anwohner der Küsten von Nord- und Ostsee sowie Touristen, die diese Gegenden bereisen, zeigen überwiegend positive Einstellungen gegenüber großen Windparks, die vor die Küsten ins Meer gebaut werden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die von 2009 bis 2013 durch die Arbeitsgruppe Gesundheits- und Umweltpsychologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) durchgeführt und nun abschließend ausgewertet wurde. Sie beschreibt erstmalig für Deutschland die Entwicklung der Akzeptanz von Offshore-Windparks über einen längeren Zeitraum und ist auch international eine der ersten Untersuchungen dieser Art.

Verbaute Horizonte, Angst vor havarierten Schiffen und ölverschmierten Stränden? Die aufwändige Untersuchung macht deutlich, dass viele Menschen Windparks vor der Küste positiv gegenüberstehen. Jedoch ist die Akzeptanz deutlich höher, wenn die Anlagen fern der Küste errichtet werden, die Sicherheit der Seeschifffahrt an erster Stelle steht und Bürger angemessen bereits im Planungsprozess informiert und einbezogen werden. Der Bericht „Akzeptanz der Offshore-Windenergienutzung“ beschreibt auch, dass vor allem Touristen küstennahe Anlagen positiver bewerteten als die Anwohner, sich aber gleichwohl stärker um die Auswirkungen auf die Meeresumwelt sorgten.

„Die Erfahrungen aus den untersuchten Projekten und die Meinungen der Anwohner und Touristen bieten wertvolle Hinweise für eine Strategie, um langfristig die Akzeptanz von Offshore-Windenergie zu sichern“, sagt die Psychologin Prof. Dr. Gundula Hübner, zusammen mit Dr. Johannes Pohl Autorin des Berichts. Ihre Empfehlungen lauten daher, die Bevölkerung frühzeitig einzubeziehen sowie die Grenzen und Möglichkeiten der öffentlichen Beteiligung offenzulegen. Das vermeide Misstrauen oder Vertrauensverlust seitens der Bürger.

Die Betreiber sollten sich vergegenwärtigen, dass die Anwohner keine Fachleute für Planungs- und Genehmigungsverfahren seien und erklären, welchen Ablauf und welche Regeln es gebe, so die Autoren. Wichtig sei es zudem, die lokalen Medien einzubeziehen und lokale Meinungsführer als Multiplikatoren zu erreichen. Dabei sei eine Kommunikationsstrategie für den Gesamtprozess hilfreich. Nicht zu unterschätzen sei zudem das Expertenwissen der Anwohner, die unter anderem wichtige Hinweise zum Standort der Anlagen geben könnten. „Eine Garantie für einen problemlosen Verlauf gibt es nicht, aber mit Partizipation dürften sich die großen öffentlichen Konflikte eher begrenzen lassen als ohne“, so Gundula Hübner.

Für die Studie der MLU wurden Anwohner, Touristen und auch lokale Experten dreimal im Abstand von ein bis zwei Jahren, 2009, 2011, 2012, befragt. Die erste Befragung lag jeweils vor oder während des Baus eines solchen Windparks. Die Erhebungen fanden wiederum in vier Regionen an der deutschen Nord- und Ostseeküste statt. Einbezogen wurden auch zwei Vergleichsregionen, vor deren Küste auch langfristig keine Offshore-Windparks geplant sind.

An der Nordsee wurden die ostfriesischen Inseln Borkum und Norderney ausgewählt, wo zwei dieser Windparks zu finden sind: „Riffgat“, nah an der Küste von Borkum, und „Alpha Ventus“, der weiter im Meer liegt, und somit beide Inseln betrifft. Als Vergleichsregion diente die nordfriesische Insel Föhr. In der Ostsee wurde die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ausgewählt, vor deren Küste „Baltic 1“ gebaut wurde und „Baltic 2“ in Planung war. Die Halbinsel Usedom diente als Vergleichsregion.

Neben einer Befragung der Anwohner und Touristen wurden Interviews mit den lokalen Akteuren durchgeführt, zudem fanden Workshops mit Experten und Anwohnern zu Möglichkeiten der konfliktärmeren Errichtung von Offshore-Windparks statt.

Die Durchführung der Studie erfolgte in Kooperation mit Dr. Elke Bruns (Büro für Umweltforschung, Umweltplanung und Beratung, Berlin; Analyse der Konfliktlinien), Prof. Dr. Sören Schöbel-Rutschmann (TU München; Windparkgestaltung) und Prof. Dr. Michael Vogel (HS Bremerhaven; Touristen-, Expertenbefragung).

Die Untersuchungen wurden mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert. Das Projekt ist zudem Bestandteil der Forschungsinitiative „Research at alpha ventus“ (RAVE), die vom gleichen Bundesministerium gefördert und vom Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik koordiniert wird.

Download des Berichts: www.akzeptanz-windenergie.de

 

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Authors: Blogs@MLU - Das Leben an der Uni

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